Am Freitag sind wir Richtung Süden aufgebrochen in Richtung des Eyjafjallajöküll. Das ist der Berg, der 2010 per Vulkanausbruch und Aschevolken den ganzen Flugverkehr in Europa lahmgelegt hatte. Schon von weitem sieht man den riesigen Gletscher. Interessiert waren wir aber an den zahlreichen Wasserfällen, die von dort über eine Kante nach unten stürzen. Wir hatten uns den ganzen Tag nur dafür Zeit genommen, da wir schon wussten, dass wir an jedem Wasserfall mindestens eine Stunde Zeit brauchen, weil Oli fotografiert und ich male.
Den Skógafoss haben wir als erstes besucht. Der ist ein echter Touristenmagnet, weshalb man ihn quasi nicht ohne Menschen davor knipsen kann. Wir haben uns einfach in einiger Entfernung in den Kies gesetzt. Und das tolle am Malen ist, dass man die Menschen ja nicht mit malen muss. Ab und zu kam mal einer vorbei und hat auf mein Papier geguckt. Eine Frau hat gefragt: „Are you a professional?“ Das fand ich schon ziemlich cool. Und dann hab ich drüber nachgedacht, was einen professionellen Künstler ausmachen würde. Wenn’s die Tatsache ist, dass man seine Kunst für Geld verkauft… dann ja!
Um die Ecke befindet sich ein weiterer Wasserfall (der Kvernufoss), der ein echter Geheimtipp ist, weil da aus irgendeinem Grund fast niemand hinläuft. Nur ein paar wenige Hanseln sind dort zu sehen und dabei ist er soooowas von schön. In einer kleinen Schlucht fällt er vom Plateau aus vor einer Höhle runter, sodass man hinter den Wasserfall laufen kann und dort so eine tolle Aussicht hat. Man kann hinten in der Höhle ziemlich trocken sitzen und so haben wir dort wieder geknipst/gemalt bis uns die Füße eingeschlafen sind.
Der dritte Wasserfall (der Seljalandfoss) war direkt neben unserem Campingplatz für die Nacht, sehr praktisch und vielleicht der schönste Ort, an dem Oli und ich je zusammen gecampt haben. Der Seljalandfoss ist auch wirklich wunderwunderschön und auch hier kann man hinten in der Höhle vorbeigehen. Abends bzw. nachts gabs dann ein ganz tolles Abendrot. Da wir hier so nah am Polarkreis sind, dauert der Sonnenuntergang mehrere Stunden und die Sonne verschwindet auch nur knapp hinterm Horizont, sodass es nie ganz dunkel wird. Deshalb sieht man zur Zeit auch keine Polarlichter, dafür sind die Nächte echt super schön. Das Ganze bringt aber auch unseren Schlafrhythmus völlig durcheinander, weil wir abends wegen der Helligkeit nicht so richtig müde werden.
Am Samstagmorgen haben wir ewig geschlafen und sind dann weiter Richtung Osten gefahren. Oli wollte unbedingt zum sogenannten Black Beach, von dem er schon Fotos gesehen hatte. Das Lavagestein, das hier am Meer liegt, wird durch die Nässe der Wellen wirklich total schwarz und das sieht schon abgefahren aus. Viel toller fand ich aber die Klippen und schroffen Felsformationen, die ganzen Vögel die darin nisten und die Wellen, die gegen die riesigen Felsbrocken am Strand peitschen. Oli hat versucht, Vögel und Wellen und alles in der Kamera einzufangen. Wir hatten uns erst geärgert, dass überm Meer so ein richtig dicker Nebel aufgestiegen ist, aber vorne am Black Beach hat das dann so eine mystische Stimmung erzeugt, die wir echt toll fanden. Da es zu kalt zum Malen war, hab ich mit ein paar Steinen ein bisschen Landart ausprobiert. War auch mal toll!
Auf dem Weg zur nächsten Unterkunft mussten wir nochmal anhalten, weil die Aussicht mal wieder sooo toll war. Inmitten von lila Lupinen konnte man zurück auf den Gletscher blicken. Wahnsinn! Jetzt sitzen wir im warmen Airbnb, gucken den Livestream vom Vulkan und jeder tüdelt gemütlich vor sich hin.
Morgen gehen wir Eisklettern. Ich bin gespannt!
Bis bald, eure Tine