Waterberg Plateau

Vom Etosha Nationalpark aus sind wir zu unserem letzten Stop gefahren, um dort die Mädels wiederzutreffen und noch eine Nacht zu verbringen: das Wildernesscamp am Waterberg Plateau. Der Waterberg ist leider nicht nur für seine Natur bekannt. 1904 töteten hier deutsche Truppen mehr als 40.000 Menschen des dort lebenden Hererovolkes (mehr dazu habe ich z.B. beim Spiegel (2014) gefunden). Inzwischen wurde das Plateau zum Nationalpark erklärt, denn dort leben viele viele Tiere, die aufgrund der schwierigen Zugangsbedingungen vor Wilderern geschützt sind.

Unser Camp machte seinem Namen „Wilderness“ alle Ehre. Über sandige Pfade und zwischen dichten Büschen kam man von der Campsite zum Klohäuschen, zum Pool oder zur Lodge. Da wir relativ früh dort waren, sind Judith, Linda und ich noch auf eine kleine Wanderung gestartet. Wir dachten, wir würden noch einen netten Spaziergang zu einer Quelle und zurück machen, aber das Ganze hatte es in sich. Auf einem schmalen Pfad ging es zwischen hohem Gras entlang. Wenn man weiß, dass es dort Schlangen gibt, hat man allein dadurch schon ein leicht mulmiges Gefühl und tritt ein bisschen fester auf um sie zu verjagen. Alles fing aber mit Spinnen an. So dicke mit schwarz gelb gestreiften Beinen (wir haben sie als Wespenspinne identifiziert, Körper ohne Beine so ca. 2cm lang) haben ganze Bäume eingewebt, sodass die Spinnennetze bis auf den Boden und teilweise über den Weg hingen. Man musste also immer mal ausweichen und hat ab und zu diverse Spinnweben im Gesicht gehabt. Brrrrrr.

Weiter hinten fiel auf einmal etwas mit lautem Plumps aus dem Baum und wir dachten erst, es wäre wieder ein frecher Affe. Es stellte sich aber als Dassi heraus. Sieht aus wie ein großer Hamster oder ein Murmeltier und rannte da überall durch die Gegend. Noch weiter hinten haben wir drei der süßen Dikdiks gesehen, die da auf Steinen rumgeturnt sind. Die Quelle war recht unspektakulär, aber durch das Wasser war es zwischen den Felsen richtig schön kühl und grün. Auf dem Rückweg gings wieder durchs hohe Gras und als hätten wir es geahnt – auf einmal eine Schlange! Sie hat gottseidank nur den Weg gekreuzt. Ich hab nur das letzte Ende der Schlange gesehen und das war schwarz und sah sehr nach Black Mamba aus. Ihr Gift kann innerhalb kürzester Zeit für den Menschen tödlich sein. Wir hatten ordentlich die Hosen voll und sind weitergelaufen, als es vor Judith am Boden geraschelt hat. Wir hatten schon Angst, dass es wieder ne Schlange ist, als da ein winzig kleines süßen Küken über den Weg hüpfte. Wir haben uns alle so runter gebeugt und überlegt, ob es wohl irgendwo aus dem Nest gefallen ist, als es direkt 1m neben mir im hohen Gras plötzlich einen riesen Krawall gab. Ich hab nur was tierisches dunkles gesehen und wir haben alle drei losgeschrien. Das Mutter-Sandhuhn, das da einfach nur sein Küken beschützen wollte und deshalb wie wild mit den Flügeln geschlagen hat, hat uns wegen der eh schon angespannten Situation den Schrecken des Jahrhunderts eingejagt. Ich hatte überall Gänsehaut, aber wir haben den Rest des Weges befreiend gelacht.

Zurück am Auto haben wir noch den ca. 20 Meter hohen Bambus bewundert und sind dann zurück ins Camp gefahren. Auf dem Weg sind uns noch Kudus und Dikdiks begegnet. Und es saßen tatsächlich ein paar Erdmännchen auf der Straße, die uns interessiert beäugt haben. Sehr süße Tierchen. Auch abends und nachts wurde es wieder tierisch spannend. In Namibia scheinen alle Insekten dreimal so groß zu sein wie in Deutschland. Z.B. gibt es ziemlich große Heuschrecken, die dann z.B. unverhofft irgendwo auf der Leiter sitzen, wo du gerade hintreten willst. An dem Abend haben die total verrückt gespielt und sind dauernd gegen uns gehüpft, so als würden sie orientierungslos nicht mehr sehen, wo sie hinspringen. Wir saßen also teilweise mit Kapuzen draußen, damit uns keins in den Kragen hüpft und man hat sich jedesmal ein bisschen erschrocken. War aber irgendwie lustig. Später am abend hörten wir es dauernd im Gebüsch rascheln und irgendwann stellte sich heraus: ein Stachelschwein. Es hat sich von uns nicht stören lassen und auch nicht davon, dass wir es total angeleuchtet haben, sondern ist total entspannt im Gebüsch und Gras hin und her gelaufen. Und ich hab gar nicht gewusst, dass Stachelschweine sooo hübsch sind!

Am nächsten Morgen (unser letzter Reisetag) haben wir noch eine geführte Wanderung oben auf dem Plateau gemacht. Dazu musste man erstmal steil bergauf und dann die Felsen hochklettern. Dann an den Pavianen vorbei und oben sind wir mit unserem Guide und einigen anderen Gästen durch den Busch gelaufen. Der Ausblick von den Felsen war wirklich toll und wir haben einiges über die Tier- und Pflanzenwelt des Plateaus gelernt. Zum Beispiel haben wir einen frischen Haufen Büffel-Kacke entdeckt, an dem unser Guide erklärt hat, dass es ein männlicher Büffel war, in welche Richtung er gelaufen ist und dass der Haufen keine Stunde alt ist (das Pipi war noch feucht). Er hat versucht sich nichts anmerken zu lassen, aber hat sich etwas nervös umgeschaut und uns kurz darauf auf einem Aussichtsfelsen abgesetzt um für 10 Minuten im Busch zu verschwinden. Auf dem Plateau leben außerdem zwei Arten von Nashörnern, die Spitzmaul- und die Breitmaulnashörner. Die Namen finde ich irgendwie putzig und das dazugehörige Bilderbuch ist schon in meinem Kopf, aber noch lange nicht gemalt. Leider bleibt das Nashorn eins der wenigen Tiere, die ich in Namibia nicht live und in echt gesehen habe. Nach ca. 3 Stunden laufen, klettern und lernen, welche Pflanzen man dort als Parfüm benutzt und welche am besten als Toilettenpapier, war es ganz schön warm und wir sind wieder im Camp angekommen. Jetzt stand nur noch Packen auf dem Programm und dann ging es zurück nach Windhoek.

Über die Heimreise berichte ich im nächsten Beitrag. 🙂

Bis dann, eure Tine

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