Radeln und Wildwasserkajak

Seit Namibia haben wir zwei kürzere Ausflüge gemacht, die aber beide ganz wunderbar waren. Zunächst musste ich erstmal sowieso noch 5 Tage in Quarantäne bleiben. Danach bin ich hier zu Hause so vor mich hin gedümpelt, habe gemalt, auf der Couch rumgesessen. Das Wetter war ja auch echt noch ziemlich bescheiden. Aber ich merke, dass mir so langsam mal ein vorgegebener Tagesrhythmus ganz gut tun könnte (das ich das mal sage, hätte ich auch nicht gedacht).

Dann haben wir aber eine schöne Radtour am Main entlang gemacht. Einmal von Oberursel nach Stockstadt zu Olis Mama und am nächsten Tag wieder zurück. Die Strecke am Main ist einfach echt schön. Und ich liebe Flussradwege, weils immer grün ist und schön ohne Hügel geradeaus geht. Oli war jetzt auch mit einem neuen Sattel und Radlerhose ausgestattet, weshalb es ihm glaube ich auch ziemlich gut gefallen hat und die Schmerzen am Po nicht ganz so böse waren. Unterwegs haben wir verzweifelt nach einem offenen Biergarten Ausschau gehalten, sind aber nicht fündig geworden. Dafür gab es ein Erdbeerfeld zum Selberpflücken, an dem wir uns eingedeckt haben. Abends hat die Mutter dann sogar die Sauna angeworfen und es wurde lecker gegrillt. Ich war begeistert!

In der Woche vor Fronleichnam war ich nochmal in der Schule, um meine Schlüssel abzugeben und den Abgängern aus meiner ehemaligen Klasse nochmal tschüss zu sagen. Es war wieder schön, alle zu sehen, aber so langsam merke ich, dass ich die Position vorne vor der Klasse seltsam finde. Es fühlt sich einfach nicht mehr richtig an und ich freue mich darauf, die Montessoripädagogik kennenzulernen.

Fürs Fronleichnamwochenende waren wir an der Mangfall in Bayern für einen viertägigen Wildwasser-Kajak-Kurs. Nils und Tim hatten sich da eingebucht und Philipp, Oli und ich hatten uns spontan angeschlossen. Nachdem wir am Mittwochabend erst um 10 oder so dort ankamen, gabs im Hotel erstmal einen Stromausfall. War aber nicht weiter schlimm. Wir haben das ganze einfach mit Kerzenschein und Bier ausgesessen. Ich hatte vorher ganz schön Respekt vor dem Wochenende und wir haben lange darüber geredet, ob wir nun die Eskimorolle lernen oder nicht (kurzer Spoiler: die ist nicht Teil des Grundkurses, sondern es gibt dazu einen extra Eskimotierkurs).

Am Donnerstag gings dann mit noch einigen anderen Teilnehmern los und nachdem wir erstmal alle mit Neoprenanzug, Neoprenjacke, Helm, Schuhen, Spritzdecke, Paddel und Kajak ausgestattet waren gab es eine kleine Runde Theorie und danach ging es zum See. Hier haben wir die Grundlagen gelernt, wie das Aufkanten (kannte ich vorher nur vom Wintersport), Kurven fahren, den Grundschlag usw. Und besonders spannend: Was mache ich, wenn ich umkippe? Dann muss man nämlich kopfüber unter Wasser die Spritzdecke abziehen um aus dem Kajak zu kommen. Ich hatte soooo Schiss, obwohl es gar nicht sooo schlecht geklappt hat. Bin dann nachts zum einschlafen á la Mentaltraining noch ca. 100 mal aus dem Boot ausgestiegen und am nächsten Morgen war ich dann ganz ruhig und entspannt.

Am Freitagmorgen dann zum ersten Mal auf dem Bach war super spannend und aufregend und hat uns alle ganz schön gefordert. Die Gruppen waren inzwischen aufgeteilt und wir fünf (Nils, Tim, Philipp, Oli und ich) wurden mit noch einem Mädel (Katha aus Freiburg) zusammen von unserer Lehrerin Simone begleitet. Die hat das so toll und geduldig gemacht und trotzdem immer wieder streng daran erinnert, was wichtig ist. Meistens war das: Nach vorne lehnen, steil paddeln, Kanten einsetzen! Im Prinzip waren wir Freitag bis Sonntag ständig irgendwie außerhalb unserer Komfortzone, und zwar deutlich. Denn man sieht die Stromschnelle ja vorher nicht, sondern nur eine Wasserkante. Es heißt dann zum Beispiel: „Hier kommt ein Schrägwehr. Ihr fahrt bitte da rein, wo ich rein fahre. Nicht da, wo euer Fordermann fährt. Ihr müsst richtig Gas geben und das Kajak gerade ausrichten. Wenn ihr schräg kommt, geht ihr baden. Dann das Paddel hoch und wenn ihr unten in der Welle ankommt, auf jeden Fall nach vorne lehnen und weiterpaddeln! Dann kommt gleich eine zweite Stufe, dort auch wieder nach vorne lehnen und weiterpaddeln!“ Auf Pfiff sind wir dann einzeln durch solche schwierigeren Stellen gefahren, durch andere auch einfach mit ein paar Bootslängen Abstand. Und genauso wie wir vorher die Hosen voll hatten, hatten wir nach jeder geschafften Stelle ein stolzes Grinsen auf dem Gesicht.

Zum Kurs gehört auch dazu, flussaufwärts zu paddeln, den Fluss ohne Höhenverlust zu queren (Seilfähre), ins Kehrwasser „einzukehren“ und elegant wieder raus. Dafür gabs dann eine extra Bewegung: den Ziehschlag. Tolles Teil, wenns funktioniert. Dann surft man so schön mit Schwung hinter den nächsten Felsen um dort im ruhigen Wasser zu entspannen. Wenns nicht klappt, treibt man noch 5 Meter weiter runter und muss wieder hochpaddeln oder man kippt halt um.

Ich hatte vorher Respekt, ob ich mit 4 Männern kräftemäßig mithalten kann. Und am Samstag war ich dann ab der Hälfte auch wirklich an meiner Grenze. Wir waren da ca. 6 Stunden auf dem Wasser unterwegs, haben immer wieder Übungen gemacht, sind flussaufwärts gepaddelt und so. Und wenn man sich einfach nur treiben lässt, ist das Boot halt leider wirklich nicht stabil und man bleibt an Steinen hängen, dreht sich in der Stromschnelle oder so. Also hab ich immer wieder neue Notreserven ausgepackt (woher auch immer) und bin irgendwie über mich selbst hinausgewachsen. Der positive Nebeneffekt war, dass ich irgendwann keine Angst mehr davor hatte, rückwärts irgendwo runter zu fahren, weil ich es einfach so oft unfreiwillig ausprobiert hatte. Als diese Angst vor Steinen, vorm Kentern, vorm Rückwärts-über-die-Stromschnelle-Fahren dann weg war, hatte ich einfach nur noch Spaß! Und am Sonntag war dann die Kraft auch wieder da. Da war der ganze Bach eine riesen Spielwiese für uns alle.

Insgesamt war die Gruppe sowieso der Hammer. Wir haben das ganze Wochenende sooooo viel gelacht und Schabernack gemacht. Wenn man dann im Anschluss klitschnass noch 20 Minuten auf ner Brücke auf den Bus warten muss, wird halt das ein oder andere Tanzvideo gedreht oder Aerobik gemacht. Abends gabs leckres Essen im Hotelbiergarten oder etwas weiter weg mit dem Rest der Gruppe. Und so als Lehrerin habe ich es auch einfach mal genossen, auf der anderen Seite zu stehen und einen richtig guten Unterricht zu bekommen. Kann die Schule übrigens sehr empfehlen: kajak-company.de

Oli und ich sind dann noch eine Nacht länger geblieben. Denn seit letzter Woche hat Oli ja auch endlich seine 3 Monate Sabbatical. Juchu! Die letzten paar Tage haben wir wirklich erstmal regenerieren müssen. Haben das Wochenende noch ganz schön in den Knochen gespürt und gestern beim Bouldern waren wir nach einer Stunde schon total platt und hatten keine Kraft mehr. Seit heute gehts bergauf. Ich hab schon was genäht und Aufkleber verschickt (muss ich mal an anderer Stelle erzählen, oder guckt einfach schon mal auf Instagram) und Oli ist nach unten zum Bus verschwunden und baut glaube ich die Seitenfenster ein (auch da muss ich mal bald weitererzählen).

Unsere nächsten Pläne: Am 20. (also in 10 Tagen, juchuuuuu) fliegen wir nach Island!!! Ich freue mich sooooo sehr darauf. Wir haben uns einen Allradwagen mit Dachzelt gemietet und die Flüge sind auch gebucht. Was vorher passiert, weiß ich noch nicht. Vielleicht noch ne kleine Radtour, vielleicht aber auch einfach zu Hause rumwerkeln. Ich melde mich jedenfalls spätestens aus Island wieder. 🙂

Bis dann, eure Tine.

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