Was ein Erlebnis! Etwas so surreales, spannendes, irgendwie nicht von dieser Welt. Aber von vorne:
Am Freitag waren wir morgens beim Testen und haben dann den halben Tag mit Warten verbracht. Um 4 Uhr kam endlich das negative Testergebnis und wir durften raus aus der Quarantäne. Ein mega Gefühl! Vom Hotel aus sind wir in strömendem Regen durch Reykjavik zum Bus gelaufen. Total abgefahren das Gefühl, zwischen so vielen Menschen zu sein. Genau an dem Tag wurde außerdem die Maskenpflicht in Geschäften aufgehoben. Alles so ungewohnt, aber fühlte sich fast wieder wie früher an. Mit dem Bus sind wir zurück nach Reykjanesbaer gefahren. Das ist die Halbinsel, wo auch der Flughafen ist. Dort hatten wir uns für eine Nacht noch ein Airbnb gebucht, um dann morgens dort das Auto abholen zu können.
Am Samstag kamen ein paar ganz ganz tolle Dinge zusammen. Oli hatte Geburtstag, es war mega gutes Wetter, wir haben das Auto geholt und …. tadaaaaa…. wir sind endlich zum Vulkan gefahren!!! Auf der Halbinsel vor Reykjavik ist der Fagradallsfjall der erste Vulkanausbruch seit über 800 Jahren. Da er nicht so viel Asche und Rauch spuckt, ist er ein perfekter Touristenvulkan, weil man „relativ“ nah dran kann und ganz viel sehen kann von der spuckenden Lava und auch von den frischen Lavafeldern außen herum. Und auch hier sind die Isländer mal wieder top organisiert. Es gibt eine Seite, die täglich frisch aktualisiert wird und über die besten Spots, das Wetter und eventuelle Gasentwicklungen berichtet, sodass man weiß, ob der harte Aufstieg sich überhaupt lohnt. So wussten wir auch, dass der vormals beste Aussichtspunkt leider inzwischen von Lava umspült und deshalb nicht begehbar ist. Dort kann man nur noch mit dem Helikopter hin, was super teuer ist, aber sich trotzdem viele gönnen. Wir sind jedenfalls zu dem Spot gewandert, auf dem auch die Kamera für den Livestream steht. Der „Weg“ führt durch Geröllfelder wirklich steil bergauf und ist nicht einfach zu gehen. Vor allem, wenn man ein komplettes Kameraequipement und Malsachen, sowie Proviant und Getränke mit hoch schleppt.
Schon auf dem Weg kann man über die noch relativ frische, aber schon schwarze Lava schauen. Unglaublich, wie viel da aus diesem Schlot gekommen ist. Oli hat recherchiert, dass durchschnittlich 15 Kubikmeter Lava pro Sekunde austreten. Da das Ding schon seit März spuckt, ist das eine rieeeesige Menge und kilometerweit sind die Täler mit schwarzer, rauchender Lava gefüllt.
Wir sind aber erstmal hoch auf den Berg, weil wir natürlich den Vulkan sehen wollten. Und hinter einer Kuppe war es dann soweit. Wir haben den Schlot mit der sprudelnden heißen rot glühenden Lava erblickt und waren einfach nur fassungslos. Und auf dem Weg nach oben gab es dann auch eine richtig heftige Eruption. Die Lava ist richtig hoch geschossen und aus dem Krater kam ein riesiger Schwall. Vorne dran hat sich ein richtiger Wildwasserkanal aus Lava gebildet mit Wellen und so. Leider hatten wir die Kameras noch im Rucksack und deshalb kein Foto davon. Später waren die Eruptionen nicht mehr so hoch wie diese eine.
Oben auf dem Berg haben wirs uns bequem gemacht, Oli hat das Stativ aufgebaut, es gab ein Gipfelbierchen und wir haben einfach nur gestaunt. Von unserem Aussichtspunkt waren es ca. 2 km bis zum Schlot, die Sicht war prima und da wir mit Skiunterwäsche, Mützen, Handschuhen etc. angereist waren, hat uns der Wind auch nichts ausgemacht. Wir haben bestimmt 3 Stunden dort oben gesessen, gestaunt, Fotos gemacht, gemalt, wieder gestaunt. Ich versuche die ganze Zeit, dieses Erlebnis gefühlsmäßig in Worte zu fassen, aber irgendwie gelingt mir das nicht. Solche Naturgewalten hautnah zu sehen, was irgendwie wirkt als wäre es nicht von dieser Welt, obwohl es genau das ist… ich kann total verstehen, wenn die Menschen früher dachten, dass das mit irgendeiner Gottheit zu tun haben muss, weil es sonst irgendwie nicht erklärbar war. Ich bin einfach glücklich, sprachlos, fassungslos und total überwältigt gewesen und bin es immer noch!
Als es dann nach mehreren Stunden dort oben irgendwann zuzog und sich Wolken zwischen uns und den Krater geschoben haben, haben wir uns an den Abstieg gemacht. Unten sind wir an einem Lavafeld vorbeigekommen, das noch genau inspiziert werden musste. Auch hier konnten wir uns nicht losreißen, weil es so unglaublich spannend und surreal war. Die Lava war dort schon am erkalten, sodass man zwar die Wärme noch gespürt hat, aber sie trotzdem anfassen konnte. Die Oberfläche war sehr rau und die Kruste ist abgeplatzt, wenn man sie angefasst hat. Außerdem haben sich ganz tolle Strukturen ergeben, sodass man noch sehen konnte, wo die Lava in kleinen Wellen geflossen ist. In dem ganzen Feld hat man es ständig knacken gehört, wenn sich durch das Erkalten irgendwo Risse gebildet haben. Das klang wie ein ferner Donner, auch wenn es auch mal ein paar Meter von uns entfernt passiert ist. Der Geruch war völlig abgefahren und ganz neu für uns. Eine Mischung aus Schwefel und frischem Asphalt, aber doch irgendwie anders und omnipräsent.
Als wir endlich abends auf dem Campingplatz in der benachbarten Ortschaft angekommen sind, war es 11 Uhr und wir total fertig und noch betäubt von den Eindrücken, aber sehr sehr glücklich über dieses Erlebnis. Die Nacht haben wir im Dachzelt verbracht, schön eingemummelt in unsere warmen Schlafsäcke und haben geschlafen wie (Lava-) Steine.
Wie’s danach weiterging, kommt im nächsten Beitrag. 🙂
Bis dann, eure Tine.