Ich habs geschafft!!! Ich bin angekommen!
Zwei letzte Etappen haben mich zu meinem Ziel gebracht. Am Samstag ging es zunächst einfach erstmal runter zum Meer. Es waren die langweiligsten 80km, die ich je gefahren bin, und gleichzeitig die geistig anstrengendsten. Es ging nämlich abwechselnd entweder an der vielbefahrenen Bundesstraße entlang oder auf Schotterwegen kilometerlang geradeaus, sodass man sich die ganze Zeit konzentrieren musste. Aber ich wurde belohnt mit einem süßen Campingplatz direkt am Meer. Der Anblick hat mich schon ein bisschen geflasht: Krass, ich bin einfach bis zum Meer gefahren! Und das hab ich mit allen Sinnen genossen, erstmal barfuß am Strand und dann badend.
Sonntag dann die letzte Etappe über die Halbinsel vor Venedig nach Punta Sabbioni. Alles flach, immer an irgendwelchen Kanälen lang und mit dem Ziel vor Auge. Das Ankommen am Campingplatz Marina di Venezia war dann emotional irgendwie recht unspektakulär. Ein wenig Trauer, dass ich fertig geradelt habe, irgendwie gar kein Stolz über die geschaffte Tour (kam dann später), vielleicht weil es sich jeden Tag so völlig normal angefühlt hat, aber innerlich immerhin eine völlige Ruhe und Gelassenheit.
Da ich in meiner Jugend einige Sommer mit meiner Familie hier verbracht habe, kamen viele Erinnerungen hoch. Aus Kinderaugen betrachtete riiieeesige Eisbecher; Gewitterschauer, die den ganzen Platz und das Zelt unter Wasser setzen; leckere Pizza; das erste Mal 200m durchkraulen im Schwimmbecken; bei einem Limbowettbewerb mein erstes Maß Bier gewinnen; der Mut, fremde Menschen anzusprechen und kennenzulernen; Sandburgen bauen mit meinen Brüdern und meinem Vater; und natürlich Venedig selbst und was dazu gehört…
Der Campingplatz hat eine eigene Fußgängerzone.
Gestern war ich dann nun tatsächlich in Venedig. Da kommt man ganz entspannt mit der Fähre rüber. Und dann stand ich da, mitten in Venedig, dieser wunderwunderschönen Stadt und hab endlich kapiert, dass ich angekommen bin, dass ich Verrückte einfach tatsächlich den ganzen Weg hierher geradelt bin und ich war von mir selbst zu Tränen gerührt und hatte dann einfach nur ein ganz ganz großes Grinsen im Gesicht und bin wie ein Honigkuchenpferd durch die Gassen geschlendert. Ich hab bewusst auf keine Karte geschaut, sondern mich einfach treiben lassen, bin hier und da in eins der süßen Geschäfte rein und hab sooo viele Bilder gemacht. Immer im Kopf ob das gemalt auf ner Postkarte gut aussehen würde. Und dann hab ich das getan, was ich die ganze Reise über im Kopf hatte: habe mich in ein Café gesetzt und angefangen zu zeichnen. Was für ein guuuutes gutes Gefühl das war. Und dann gab es noch ein Aperol und diese kleinen Baguette-Häppchen dazu. Als ich da so saß hat sich ein deutsches Pärchen dazu gesetzt und wir haben uns super unterhalten und ich hatte auch endlich wen, um auf meine Reise anzustoßen.
Dann wieder mit der Fähre zurück zum Campingplatz war ich sowas von todmüde, dass ich gerade noch das essen geschafft hab und dann wie ein Stein geschlafen habe. Heute regnet es leider und es soll auch nicht besser werden, weshalb ich hier das Lager wieder abbrechen werde und mir soeben ein Airbnb in Venedig gebucht habe. Die Reise mit dem Rad in die Stadt könnte spannend werden, weil man da nur in bestimmte Bereiche darf und deshalb andere Schiffe nehmen muss. Aber wird schon, ich hab heute den ganzen Tag Zeit dafür. Und für alle, die jetzt öfter gefragt haben: Vermutlich bin ich am Freitag Abend wieder zu Hause 🙂
Bis bald, eure Tine
Wahnsinn! Super gemacht liebe Tine.
Ich wünsche dir noch ein paar schöne Tage und eine gute und sichere Heimreise.
Alles Liebe, Jana