Nach Norden

Am Samstag sind wir mit Sack und Pack richtung Norden gestartet. Die Neuhausfamilie (Paul und Linda mit Carlo und Lukas), eine Kollegin und Freundin von ihnen namens Judith und ich. Außer dem Landrover Discovery der Nauhausens (liebevoll „Landy“ genannt) mit einem Dachzelt haben wir noch einen Toyota Landcruiser mit weiteren zwei Dachzelten geliehen, sodass alle sechs gut Platz haben.

Richtung Norden zu fahren bedeutet hier, dass die Vegetation zunimmt, die Bäume höher werden und es wärmer wird. Wir sind zunächst „nur“ vier Stunden von Windhoek aus gefahren bis zu einem Weinkeller/Campingplatz namens Thonningii in der Nähe von Otavi. Dort gab es ein wahnsinnig gutes Abendessen, Wein und Grappa. Danach haben wir im Dunklen auf der Campsite die Dachzelte aufgeschlagen. Unterwegs hatte es schon so leicht getröpfelt, aber die einhellige Meinung war, dass es in Namibia im Mai nicht regnet. Judith und ich haben deshalb in unserem Zelt nur den Fliegenschutz zu gemacht. Gerade eingeschlafen, kam auf einmal ein krasser Regenschutt runter. Wir konnten den Rest des Zeltes leider nicht schnell genug schließen, sodass an beiden Enden die Matratze nass war. Wir dachten noch, wir könnten uns ja in der Mitte zusammenrollen, bis wir festgestellt haben, dass das Wasser unter der Matratze lang gelaufen war und in der Mitte auch alles durchgeweicht ist. Wir waren sowieso hellwach und sind unsere Optionen durchgegangen. Es ist dann darauf hinausgelaufen, dass wir die Matratze mit Mülltüten ausgelegt haben um danach noch ein paar Stunden Schlaf zu finden. Gottseidank ist hier die Luft so trocken, dass alles bis zur nächsten Nacht komplett getrocknet war.

Wir sind dann noch ein ganzes Stück weiter gefahren bis in den kleinen Zipfel, wo Namibia im Nordosten ein Stück richtung Sambia und Simbabwe rüber ragt. Auf dem Weg kommt man an der Veterinärsgrenze vorbei. Hier wird kontrolliert, dass kein Fleisch von Norden nach Süden über die Grenze kommt. Hintergrund ist, dass im Süden hauptsächlich große Farmen das Land nutzen. Da diese riesig sind, sieht man kilometerweit keine Menschenseele. Nördlich dieser Grenze sieht Afrika ganz anders aus. Hier sind überall kleine Hütten an der Straße, Menschen laufen hin und her, Viehhirten mit ganzen Ziegen- und Rinderherden laufen an der Straße entlang und immer wieder gibt es einzelne Verkaufsstände mit Tonkrügen, Holz, Gemüse oder Fleisch.

Unser Camp haben wir wieder erst im Dunklen erreicht. Es liegt direkt am Fluss, der hier Cubango heißt, später aber Okavango und dann in das Okavangodelta fließt. (Dort würden wir auch sehr gerne noch hin, aber aktuell ist das Passieren der Grenzen nicht so leicht und wir wissen noch nicht, ob wir nach Botswana rein dürfen.) Im Dunklen haben wir jedenfalls wieder die Dachzelte aufgeschlagen und zu Abend gegessen. Dabei haben wir schon die Nilpferde gehört und ziemlich Respekt gehabt, als wir gesehen haben, dass unser Platz direkt ans Ufer grenzt. Die Nacht war aber ruhig.

Am nächsten Morgen haben wir erst einmal mit Staunen das Camp erkundet. Es ist wirklich wunderwunderschön hier. Es gibt lauter geräumige, aber von Dschungel umwachsene Stellplätze mit eigener Feuerstelle. Man duscht und sch… unter freiem Himmel nur mit Bambusmatten als Sichtschutz. Überall sind lustige mit Liebe gemachte Schilder, Zeichen und Skulpturen. Man kann von diversen Terassen über den Fluss auf die andere Seite schauen. Und das ist wirklich das tollste: Ab und zu kommt am anderen Ufer ein Tier vorbei und man kann mit Fernglas oder Teleobjektiv ganz in Ruhe zugucken. Zunächst war da ein Impala, dann immer wieder eine Warzenschweinfamilie und eine Säbelantilope und dann kam nachmittags tatsächlich eine ganze Elefantenfamilie ans Ufer zum Trinken!!! Ein Nilpferd haben wir dann später auch im Fluss schwimmen sehen.

Da es hier Nilpferde und Krokodile gibt, darf man auf keinen Fall im Fluss baden. Wir haben gestern recherchiert, dass ein Nilpferd bis zu 49kmh schnell rennen kann. Das ist schneller als der schnellste Mensch. Also besser nicht mit ihm anlegen. Toll aber: Hier gibts einen Pool mitten im Fluss, der mit festem Gitter abgetrennt ist, sodass dies vielleicht der einzige Ort ist, an dem man halt doch mal in den Fluss hüpfen darf. Carlo, Lukas und ich waren drin und es war ganz wunderbar.

Abends haben Carlo, Lukas und ich nur mit ein bisschen Zunder und ein paar Funken Feuer gemacht (nagut, Lukas hats geschafft und wir haben geholfen) und Paul hat im Potje (gesprochen Poikie) Eintopf gemacht. Das ist so eine Schüssel auf Füßen, die man direkt in die Glut stellt. Im Prinzip kann man da alles an Gemüse und Fleisch reinschmeißen, was man mag. Gestern wars vegetarisch und sehr sehr lecker.

Heute morgen waren Judith und ich sehr früh wach, sind auf eine der Holzterassen gegangen und haben dort im Sonnenaufgang Yoga gemacht. Ich glaube, so eine tolle Kulisse hatte ich dafür noch nie. Es war großartig. Anschließend gings in den kalten Fluss und dann unter die noch kältere Dschungeldusche. Dann lecker Frühstück und jetzt haben sich alle ein bisschen aufs Camp verteilt. Linda, Carlo, Judith und Paul spielen Volleyball, Lukas sitzt irgendwo beim Wlan und ich schreibe auf der Terasse mit Blick auf den Fluss im Ledersessel. Gerade hat irgendwas gebrüllt. Ich finde, es klang wie Löwe, aber sehen konnte ich noch nix.

Morgen fahren wir weiter, aber wissen noch nicht wo hin.

Bis bald, eure Tine

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